Während die meisten seiner Kollegen noch schlafen, ist Markus Jäger bereits unterwegs, um seinen Kurzholzzug zu beladen. Es ist kurz nach Mitternacht, der Pfau-Fahrer ist vor gut einer Stunde aufgestanden und losgefahren. Anders als seine ebenfalls mit „Kranautos“ Holz transportierenden Kollegen im Westerwälder Unternehmen, ist der 49-Jährige in der Regel von montags bis freitags „draußen“, schläft in seinem „Volvo 540“ und kommt nur am Wochenende heim ins Siegerland, wo er mit seiner Frau und seinem Sohn lebt. Denn Markus Jäger mag die Arbeit als Fernfahrer, „möchte nicht mehr ‚nur um den Kirchturm‘ unterwegs sein“, wie sein Chef Alexander Pfau es ausdrückt.
Es müsse so sieben, acht Jahre zurückliegen, erzählt Markus Jäger. Auf der Suche nach einer neuen beruflichen Aufgabe stieß er auf eine vakante Stelle bei Pfau. „Die suchten einen Baggerfahrer“, sagt er. Mit dem Radbagger waren seinerzeit große Mengen Holz von durch den Borkenkäfer geschädigten „Kalamitätsflächen“ in Überseecontainer zu verladen. Denn die heimische Sägeindustrie war schlicht nicht in der Lage, so viel Rundholz auf einmal zu verarbeiten, wie plötzlich innerhalb recht kurzer Zeit in den arg gebeutelten Wäldern etwa im Sauer- und Siegerland oder dem Westerwald anfiel.
So stieg Jäger also bei Pfau ein, zunächst im Rahmen eines vom Arbeitsamt geförderten Praktikums. „Um mal zu gucken, ob das überhaupt etwas für mich sein könnte. Und ob die Firma zu mir passen würde“, blickt er zurück.
Schlussendlich wurden aus dem „Versuch“ zwei Jahre, in denen Markus Jäger „Container im Akkord vollgestopft“ hat, wie er scherzt. Irgendwann waren die vom Borkenkäfer zerstörten Waldstücke natürlich abgeerntet, für Mitarbeiter Markus Jäger war in diesem Bereich weniger zu tun. „Dafür wurde die Nachfrage nach dem Wegebau von Pfau immer größer“, schildert er. So wechselte der aus dem zur Gemeinde Burbach gehörenden Würgendorf Stammende als Baggerfahrer in die Abteilung Tief- und Wegebau.
Eines Tages sei Senior-Chef Uli Pfau auf ihn zugekommen, führt Jäger weiter aus, und habe ihm vorgeschlagen, einen Lkw-Führerschein zu machen. „Wenn man als Baggerfahrer keinen Schotter für den Wegebau mehr hat, kann man in den Lastwagen steigen und sich selbst welchen holen“, lacht der Siegerländer. Die Firma bot an, die Fahrerausbildung komplett zu finanzieren, „und auch die Zeit, die ich in der Fahrschule gesessen habe, hat Pfau ganz normal wie Arbeitszeit Stunde für Stunde bezahlt“, lobt Jäger. „So habe ich den Führerschein halt gemacht.“
Nach erfolgreich bestandener Prüfung startete Markus Jäger im Lkw: „Ich bin mal Kipper gefahren, mal ein bisschen Tieflader – nichts Weltbewegendes.“ Als Pfau im Auftrag des Landesbetriebes Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) eine Winterdienst-Tour übernahm, wechselte er aufs Räumfahrzeug. „Mir war egal, ob ich tagsüber arbeite oder eben nachts ab zwei die verschneiten Straßen freilege, wenn andere noch schlafen. Auch über Weihnachten und Silvester. Dabei muss man allerdings höllisch aufpassen – es ist keine Spazierfahrt! Wenn du das mal so acht Stunden gemacht hast, bist du durch.“
Und dann folgten da ein paar Situationen, in denen Markus Jäger aushilfsweise das eine oder andere Mal spontane Fahrten auf dem Holzauto übernahm. „Seinerzeit gab es kurzfristig einen Personalengpass, es stand eine Bahnverladung an. Da habe ich gesagt: ‚Okay, das kann ich ja mal machen.‘“ Aus dem „mal machen“ wurde eine dauerhafte Begeisterung für das Thema Holztransport, inzwischen fährt Markus Jäger bereits seit vier Jahren Pfau-Laster. Sein Kurzholzzug ist mit einem Kran ausgestattet, mit dem er nicht nur seinen 540 PS starken „Volvo“ nebst Anhänger be- und entlädt, sondern ebenfalls die Fahrzeuge seiner Kollegen, die Holz mittels Sattelzügen zu den Kunden schaffen und nicht über eigene Kräne verfügen (dafür aber leichter sind und entsprechend mehr Holz zuladen dürfen).
„Man verdient schon gut“, verrät Markus Jäger über sein heutiges Beschäftigungsverhältnis, „wer damit nicht klarkommt, ist selbst schuld“, räumt er mit dem Vorurteil auf, man könne als Lkw-Fahrer kein lohnendes Einkommen erzielen. „Wir bekommen jede Stunde bezahlt und zusätzlich Spesen – das mag bei manchem Fahrerkollegen aus Osteuropa anders sein.“
Unter anderem eine für ihn unattraktive Bezahlung nach der Lehre war es einst, die Markus Jäger verärgerte und bewog, seinen Ausbildungsbetrieb zu verlassen. Dabei hatte schon jene Lehrzeit des Siegerländers mit Holz zu tun: Er hat einstmals Sägewerker gelernt.
Anschießend war der Würgendorfer zweieinhalb Jahre als Waldarbeiter tätig, „jeden Tag mit der Motorsäge – ich hatte damals Arme wie ein Preisboxer!“, schmunzelt der jetzige Pfau-Mitarbeiter. „Im Winter war allerdings schlechtes Wetter, da konntest du nichts machen. Wir haben im Akkord gearbeitet – das bedeutet: arbeitest du, hast du Geld, arbeitest du nicht, hast du kein Geld.“
Abermals wollte Markus Jäger sich beruflich anders, ja besser aufstellen und begann stattdessen „auf dem Lager eines anderen Unternehmens. Staplerfahren und so etwas. Da bin ich 20 Jahre lang ‚hängengeblieben‘.“ Und das obwohl der Verdienst auch bei diesem Job – für eine ganze Familie – eher knapp ausfiel. „Als ich dann beim Pfau angefangen habe und der erste Monatslohn kam, da sah ich, dass man auch richtig Geld verdienen kann!“
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Der Sattelzug von Stephan (links) hat keinen eigenen Kran, darum nutzt Markus Jäger den an seinem Lkw, um das Fahrzeug seines Kollegen zu beladen.

Teamwork: Um effizient auch größere Mengen Rundholz bewegen zu können, setzt Pfau Kurzholzzüge („Kranautos“) und Sattelauflieger in Kombination ein, damit die Sägewerke den begehrten Rohstoff rechtzeitig in der notwendigen Menge erhalten.