Langsam senkt sich das Schild des „Anbaugraders“. Uli Pfau gibt Gas, der „John Deere 6830 Premium“ zieht die Vorrichtung am Heck des Treckers mühelos über einen Weg im Kommunalwald der Gemeinde Höhn im Westerburger Land. Mit dem grünen Schlepper und dem Gerät dahinter schält Pfau die Humusschicht, die sich oben auf dem Wegekörper gebildet hat, ebenso vom Weg ab wie bereits üppig darauf sprießende Pflanzen.
Es ist nicht selten, dass bei Waldwegen, die zwar stark vergrast sind, das darunter befindliche „Material“, wie die Wegebau- und Wegepflegeprofis sagen (in der Regel Schotter), dennoch ausreichend, fest und weiterhin nutzbar ist. Neuer Schotter braucht demnach nicht aufgebracht werden. Jedoch sollte der Wegekörper in mehreren Durchgängen bearbeitet werden, damit der Waldweg anschließend wieder in einem belast- und haltbaren Zustand ist.
Nachdem die oberste Schicht auf dem Höhner Waldweg mit dem Grader abgetragen worden ist und ebenso der Humus an den Banketten mit dem Schild des Gerätes nach außen geschoben worden ist (so dass Regenwasser später rasch seitlich vom Weg abfließen kann), setzt Uli Pfau sich selbst drehende Rundschaftmeißel ein, die ebenfalls an der Baumaschine vorhanden sind. Sie reißen die Oberfläche bis maximal zehn Zentimeter Tiefe auf und mischen dabei zugleich das Material neu.
Anschließend wird abermals das Schild des Graders verwendet. Damit wird das aufgelockerte Material gleichmäßig auf einem intakten Wegeprofil verteilt oder, falls nötig, das Profil modelliert. Häufig formt man dabei ein „Dachprofil“, das absichtlich von der Mitte zu den Seiten abfällt – ebenfalls im Bestreben, Wasser vom Weg herunter fließen zu lassen. Es solle stets rasch vom Pfad weg, nicht in Wegrichtung entlang laufen, betont Uli Pfau.
Das leichte Aufreißen hat zugleich einen wichtigen Effekt bei etwaigen Schlaglöchern, die sich da und dort in Waldwegen bilden. Denn vom Rand eines Schlaglochs nach innen verläuft stets ein „Trichter“. Schafft man da nur neues, festes Material hinein, wird es beim Überfahren nach unten und an die Ränder gedrückt und vergrößert das Loch sogar noch! Darum sollte das Schlagloch vor jeder Ausbesserung durch die Meißel komplett zerstört werden, so dass nachfolgend wieder eine vollständige Bindung geschaffen werden kann.
Im Fall des etwa 875 Meter langen Teilstücks einer insgesamt 7,5 Kilometer umfassenden Maßnahme in diesem Revier, das Pfau gerade bearbeitet, ist das Profil des Wegekörpers in Ordnung, weswegen Uli Pfau direkt zum dritten und letzten Arbeitsschritt übergeht: dem Verdichten.
Dazu nutzt er an der Front des Schleppers angebaute, vibrierende Verdichterplatten. Diese sind zusätzlich zur Seite schwenkbar. Man kommt beim Bearbeiten also auch rechts und links über den Rand des eigentlichen Weges hinaus, wohingegen eine herkömmliche Walze lediglich in der Mitte fahren kann, da sie sonst ins Bankett rutschen würde. Deshalb kann die abfallende Kontur des Waldweges durchgängig bis auf die seitlich benachbarten Flächen geführt werden, wohin Regenwasser ablaufen soll.
Denn nur ein trockener Weg ist ein guter Weg! Wasser ist wesentlich für die Vegetation, kann indessen den Zustand von Waldwegen massiv beeinflussen. Erst recht in Zeiten, in denen immer mehr Starkregenereignisse ein Übriges tun. Steht Wasser nachfolgend zu lange auf den Pfaden, dringt es mehr und mehr in den Wegekörper ein und setzt die Stabilität, mithin die Befahrbarkeit damit deutlich herab.
Ein Beispiel, was passiert, wenn man die Waldwege nicht in dieser Weise offen hält, bietet inzwischen der bekannte Höhenzug „Stegskopf“ im Dreiländereck Rheinland-Pfalz-Hessen-Nordrhein-Westfalen. Auf dem Berg, der einst den Truppenübungsplatz Daaden beheimatete, hat man die Nutzung bewusst stillgelegt. Waren die dort vorhandenen Waldwege vormals selbst bequem mit einem Reisebus zu befahren, passt nach nur wenigen Jahren heute gerade noch ein Fahrrad durch. Auf dem „Stegskopf“ ist es so gewollt, doch im Wirtschaftswald müssen auch die Wege bewirtschaftet werden. Und erneut gilt, dass Pflege immer günstiger ist als Wege(neu-)bau.
Alexander Pfau sagt, dass es im Wegebau wie beim Heckenschneiden sei: Eine Hecke, an der man zehn Jahre lang niemals Hand angelegt habe, müsse man im Anschluss erst einmal wieder in Form bringen. „Danach geht es dann einfacher“. Und das sei bei Wegekörpern und ihren Profilen genauso.
Im Fall des Höhner Waldweges stimmen nach mehreren Überfahrten mit dem „John-Deere“-Schlepper und dem Anbaugrader alle Parameter: Das Lichtraumprofil ist groß genug, die Deckschicht wurde abgetragen, das Material aufgerissen und neu vermischt, anschließend verdichtet.
An dieser Wegeverbindung sind außerdem die Bankette gemulcht worden. Das wiederum verhindert, dass Gräser, die neben dem frisch gepflegten Waldweg wachsen, ständig aufs Neue ihre Samen auf der Fahrbahn verteilen – die dann abermals stark zuwachsen würde. Das Mulchen schafft so quasi eine „Barriere“ zwischen den seitlich wachsenden Pflanzen und dem Weg.
Bei Anwendung all dieser Arbeitsschritte, betont Alexander Pfau, könne man im Prinzip mit wenig bis gar keinem Einsatz von neuem Material einen Waldweg immer wieder herstellen und instand halten – anstatt ihn alle zehn oder 15 Jahre neu bauen zu müssen.
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