Niklas betrachtet konzentriert seine Umgebung: Er muss bei jeder Bewegung sorgsam Acht geben, um keine unbedingt zu schonenden Bäume zu beschädigen. Behutsam dirigiert er seinen „Volvo ECR235E“ durch den Wald im Naturpark Siebengebirge, betätigt feinfühlig zwei Joysticks neben seinem Sitz, lässt den 26 Tonnen schweren Kettenbagger gemächlich auf die nächste Markierung zufahren und deutet auf die Kennzeichnungen, die der Förster auf einige Stämme gesprüht hat: „Mit dem ‚R‘ und einem Strich hat er festgelegt, wo die Mitte der Rückegasse verlaufen soll“, erklärt Niklas.

Der Mitarbeiter der „Pfau GmbH“ hat an diesem Frühlingsmorgen die Aufgabe, alle 40 Meter solche Rückegassen inmitten des Buchenwaldes anzulegen, von denen aus sämtliche weiteren Arbeiten zur Durchforstung erfolgen können. „Feinerschließung“ wird dieser Prozess im Wald auch genannt, über den die Informationsplattform „waldwissen.net“ schreibt: „Ein angepasstes Feinerschließungssystem ist Grundlage für die bodenschonende und nachhaltige Bewirtschaftung von Waldbeständen. Rückegassen und Rückewege dienen Holzernte- und Rückemaschinen als dauerhafte Verbindungsachsen zwischen Forststraßen und Hiebsorten.“
Niklas arbeitet sich derweil weiter in den Bestand hinein, immer entlang der „R“-Linien. „Die Markierungen gibt der Förster wie gesagt vor. Und dann muss man halt gucken, wo man links und rechts daneben die Gasse freischneidet“, beschreibt er seine Arbeitsweise. „In diesem Fall ist die Gasse etwas schräg zum Hang, und ich schneide darum auf der Unterseite etwas mehr weg, damit man später beim Rücken nicht mit dem Rungenkorb des Rückezugs zur Seite kippt und dabei an anderen Bäumen hängenbleibt“, führt der Baggerfahrer aus und lässt den oberen Greifer seines „Woodcrackers“ einen Stamm umschließen.
Dieser „Woodcracker“ ist ein komplexes Anbauaggregat für den „Volvo“-Bagger, über das die „Pfau GmbH“ verfügt. Mit dem vom im österreichischen Prambachkirchen ansässigen Maschinenbauunternehmen „Westtech“ hergestellten Zubehör hat Niklas viele Optionen: das Werkzeug ist allseitig dreh- und neigbar. Am oberen Ende kann der kräftige Greifer Stämme, die nach der Weisung des Försters aus der Rückegasse entnommen werden sollen, festhalten. Am unteren Ende ist ein großes Messer angebracht, das Stämme daraufhin einfach „abknipst“. „Damit kann man im Gassenverlauf liegende Baumstöcke besonders nah über dem Erdboden schneiden“, verdeutlicht der Fachmann. So sei der „Stumpen“, der übrig bleibe, besonders flach, was die spätere Befahrbarkeit der Gasse verbessere.
Doch in der Mitte des „Woodcrackers“ gibt es bei der Konfiguration, wie sie die „Pfau GmbH“ einsetzt, eine weitere „Zange“: Dieser „Sammelgreifer“ kann mehrere bereits abgeschnittene, dünnere Stämme festhalten, so dass der Baggerfahrer zugleich weitere abschneiden und im Anschluss alle zusammen gebündelt ablegen kann.
Und das ist schon die nächste Herausforderung, die Niklas meistern muss: Wo positioniert er welche Bestandteile, damit sie nicht im Weg und ohne viel Herumfahren gut erreichbar sind? Sogenanntes „Kronenmaterial“ etwa wird am Wegesrand abgelegt und direkt vor Ort später mit einem Hacker zu Hackschnitzeln verarbeitet. Es solle im Sinne der nachhaltigen Waldwirtschaft eben aus jeder Pflanze möglichst viel Nutzen geschaffen werden, erläutert Niklas.
Schnell bemerkt man, dass der Kettenbagger von jemandem gesteuert werden muss, der „mit Sinn und Verstand“ ans Werk geht, wie man so sagt, und nicht nur für die Technik der Maschine eine gute Auffassungsgabe hat – Niklas ist gelernter Schlosser –, sondern vor allem aufmerksam beobachtet und jeden Arbeitsschritt weise abwägt.
„Am Anfang habe ich nur vier, fünf Stunden am Tag gearbeitet“, erzählt der Baggerfahrer, dessen Vater bereits lange Jahre bei Pfau tätig war, „weil es vom Kopf her irgendwann nicht mehr ging!“ Das sei Tag für Tag besser geworden. Doch konzentriert arbeiten müsse man bei der Erschließung mit dem Bagger wie bei der späteren Holzentnahme mittels „Harvester“ oder dem „Zufällen“ auch mit reichlich Übung und Erfahrung weiterhin, betont der Pfau-Mitarbeiter, der vor sieben Jahren zum in Mauden beheimateten Unternehmen stieß. „Man will zum Beispiel keine riesigen Gassen in den Bestand hineinschneiden. Denn dann wird der Bestand windanfällig, und wenn es blöd läuft, fällt er um“, führt Niklas ein Beispiel an, worüber er, neben der eigentlichen Steuerung seines Arbeitsgerätes, sich stets Gedanken machen muss, sobald er sich im Wald bewegt.
Kurz darauf hat er sich mit dem „Volvo ECR235E“ bis zu einem Stamm vorgearbeitet, auf dem der Förster das Kennzeichen „R Ende“ hinterlassen hat: Weiter soll die Rückegasse nicht in den Baumbestand hinein angelegt werden. „Hier in dieser Gasse hab ich jetzt nur ganze zwölf Bäume herausgenommen“, zeigt sich Niklas zufrieden. Das sei relativ wenig und liege daran, dass die Buchen um ihn herum recht weit auseinanderstehen.
Die Schaffung eines ökologisch stabilen Waldes, der sowohl eine Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion hat, ist das Ziel einer solchen Durchforstung, wie sie hier im Siebengebirge praktiziert wird. Kahlschläge sollen möglichst vermieden werden. Stattdessen steht die natürliche Verjüngung eines sogenannten „Dauerwaldes“ konzeptionell im Vordergrund. In diesem wachsen mehrere Baumgenerationen nebeneinander.
Genau um diese Charakteristik eines Dauerwaldes samt Naturverjüngung geht es bei den Arbeiten, die die „Pfau GmbH“ hier zwischen Siebengebirge und dem Rhein durchführt…

Mit dem Bagger kann Niklas Stämme mit bis zu 40 oder 45 Zentimeter Stärke besonders nah über dem Boden „abknipsen“.

Bei der Gassenanlage muss sich Niklas bis zum Zeichen „R Ende“ vorarbeiten. Fotos: Schmalenbach