Hier zischt es. Irgendwo entweicht Luft, muss ein Schlauch im „DAF XF 530“ eine Undichtigkeit haben. Dennis Bimber kippt das Führerhaus, um an darunterliegende Leitungen der Zugmaschine heranzukommen. Kaum ist die Fahrerkabine geneigt – ist das Zischen weg! Also wieder hoch mit dem Arbeitsplatz von Dennis Bimbers Kollegen bei der Pfau GmbH. Und schon pfeift erneut der Luftstrom. Merkwürdig.

Dennis Bimber auf der Suche nach der undichten Stelle.

Solche und andere „Macken“ und Defekte im Fuhrpark des Maudener Unternehmens zu beheben, ist die Aufgabe von Dennis Bimber. Mittwochs bis freitags ist er in der Werkstatt der Pfau GmbH in Kirburg tätig. Zu tun gäbe es gleichwohl noch mehr, aber an zwei Tagen der Woche möchte der Kfz-Mechaniker noch die Kunden seiner eigenen kleinen Pkw-Werkstatt in Derschen versorgen, die er selbständig betreibt.
Im April 2023 kam er zur Pfau GmbH. Er soll dort insbesondere Senior-Chef Uli Pfau unterstützen, der ein ausgesprochen kundiger Tüftler ist und bei sämtlichen Fahrzeugen vom Allrad-Pkw bis zum schweren Bagger überaus detailreiche Kenntnisse hat. Früher war der Kfz-Fachmann Bimber in leitender Funktion in einem Pkw-Autohaus beschäftigt, 26 Jahre lang, immer im selben Betrieb in Daaden. Doch nach dessen Insolvenz musste sich der Westerwälder umorientieren.
Für zwei Jahre stellte Dennis Bimber daraufhin einer Firma seine Arbeitskraft und sein Fachwissen zur Verfügung, die Camping- und Feuerwehrfahrzeuge ausbaut. „Da fing es an, schon etwas größer zu werden, was die Fahrzeuge angeht. Aber dann hat der Uli Pfau mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, hier mitzumachen. Und der Wechsel war eine ziemlich gute Entscheidung!“, freut sich Dennis Bimber.
Ihm mache es total Spaß, erklärt er, mit so viel Flexibilität und Vielfalt zu arbeiten – „ob es Elektrik ist, Hydraulik, Schweißen, Bergung von Fahrzeugen. Oder auch mal einspringen für einen ausgefallenen Fahrer, wenn Not am Mann ist – das bereitet unheimlich Freude!“ Seinen Lkw-Führerschein hat Dennis Bimber darum nach dem Einstieg beim Maudener Unternehmen ebenfalls gemacht.
Gerade steht er in dessen Kirburger Werkstatthalle und schweißt Bleche an einem Auflieger mit einer 60 Kubikmeter fassenden Kippmulde an. Die hat sich ein Fahrer im Wald abgerissen und das gemeldet.
Für solche Fehler- und Schadensberichte dient ein computergestütztes Auftragssystem: Die Fahrer schicken ihre Problembeschreibungen und zugehörige Fotos von einem Tablet aus, das standardmäßig an Bord jedes Pfau-Lkw vorhanden ist. Uli Pfau, Kevin Koziol (der die Maschineneinsätze im Gelände plant) und Dennis Bimber erstellen daraus Prioritätenlisten: Wann kann man etwas beheben? Die Lkw sind viel unterwegs, wenn es Kleinigkeiten sind, sollten diese Arbeiten möglichst zusammengefasst und an einem Tag erfolgen, damit das Fahrzeug nicht zu lange steht. Vielleicht geht der Fahrer bald in Urlaub und benötigt den Lastwagen darum ohnehin eine Zeitlang nicht? Oder ist es etwas sehr Eiliges, wofür der Fahrer umgehend in die Werkstatt kommen muss?
Die aktuelle Liste an Reparaturwünschen im Computer, die Dennis Bimber zeigt, ist lang: 18 neue Aufträge sind hereingekommen, zum Teil mehrere Dinge von einem Fahrer. „Dieser Bereich ist das übliche Tagesgeschäft – das ist eher ruhiger“, führt Dennis Bimber gelassen aus. „Wenn so ein Fahrzeug wie der DAF einen ganzen Tag hier stehen kann, ist das natürlich traumhaft, entspanntes Arbeiten. Denn das sind alles Sachen, die wir vorher geplant haben, die nötigen Teile wurden beschafft, wir kennen vorher den Umfang der Aufgabe.“
Das, so die „gute Werkstatt-Seele“ weiter, sei jedoch nicht die Regel: „Die Regel ist, dass wir bei Notfällen sofort aktiv werden müssen. Das mache ich eigentlich unheimlich gerne, wenn es heißt: ‚Ich steh‘ hier im Wald – Motorschaden.‘ Oder ganz oft ist unser Hydraulikservice nötig, wenn unterwegs Schläuche platzen oder dergleichen.“ Derlei werde umgehend vor Ort – auch mitten im Wald – repariert. „Oder Kräne, die beim Abladen im Sägewerk stehengeblieben sind – das geht natürlich nicht, da muss ich sofort dorthin und das instandsetzen.“
Sieben Uhr morgens beginnt der Arbeitstag von Dennis Bimber. „Wenn du hier morgens um sieben hinkommst, kannst du allerdings nicht sagen, was zwei Stunden später sein wird“, betont er nachdenklich: Vielleicht ruft gleich ein Lkw-Fahrer an, der mit seinem Fahrzeug im Wald vom Weg gerutscht ist und Hilfe braucht.
Der nächste „Patient“ an diesem Tag ist indessen gelb und eine Baumaschine: Eine Walze aus der Tiefbauabteilung der Pfau GmbH springt nicht mehr zuverlässig an. Bimber guckt auch der Walze unter die Haube.
Mal Kippmulde, dann Zugfahrzeug, nun Baumaschine? „Ich gebe mich an alles ran“, schmunzelt Dennis Bimber. „Wir machen alles selbst, was wir machen können. Wir arbeiten natürlich sehr stark mit den umliegenden Lkw-Werkstätten zusammen, wenn es größere Reparaturen sind.“
Er selbst lerne dabei jeden Tag unheimlich viel dazu, beschreibt der Westerwälder. „Weil es hier alles Mögliche an Fahrzeugen gibt, man in allem mal drinsitzt – anders, als die Fahrer, die jeden Tag fest mit ihrem Fahrzeug unterwegs sind. Man ist natürlich nicht perfekt in allem, aber man lernt es zu bedienen. Es gibt kein Problem, das man nicht lösen kann. Wenn man es selbst nicht hinbekommt, dann muss man halt wissen, wen man fragen kann. Und da gibt es immer Möglichkeiten – ich habe stets Ansprechpartner in alle Richtungen.“
Werkstätten, an die jene Dinge vergeben werden, die sie bei Pfau nicht selbst machen können oder wollen, seien allerdings alle überlastet. „Im Lkw-Bereich ist der Fachkräftemangel noch schlimmer als im Pkw-Sektor“, erläutert Dennis Bimber die Ursachen. Eine Hälfte seiner Arbeitszeit benötige er daher allein für die Planung und Koordinierung von Reparaturen. Lediglich 50 Prozent seiner Tätigkeit seien die eigentliche „Schrauberei“.
Ohnehin ist vieles längst nicht mehr mit dem Schraubenschlüssel zu lösen: „Es gibt heutzutage immer mehr Elektronik! Das wird auch im Pkw-Bereich immer schlimmer – ist aber harmlos verglichen mit unseren Forstmaschinen. Du setzt dich heute nicht mehr in ein Fahrzeug – in keinen Rückezug, keinen Traktor –, drehst den Schlüssel herum und fährst los. Das geht nicht. Da ist ‚IT hoch drei‘ drin“, unterstreicht Dennis Bimber.
Für seine Vor-Ort-Einsätze hat der Kraftfahrzeug-Fachmann einen eigenen Werkstattwagen. In dem gibt es nicht nur Werkzeug – sondern sogar einen 500-Liter-Vorrat Diesel: Tatsächlich komme es vor, dass ein Lkw liegenbleibe, zwinkert der Werkstatt-Mitarbeiter, „weil er ‚trockengefahren‘ wurde…“
Dass jemand, der so viel Freude am Umgang mit Fahrzeugen hat, privat mit einem „Quad“ unterwegs ist und außerdem zwei Motorräder besitzt, überrascht wenig. Doch daneben hat der dreifache Familienvater ein weiteres Hobby: zwei Pferde wollen ebenso versorgt werden.

An der Kippmulde fehlt ein Blech…

…die Walze springt nicht mehr zuverlässig an: „Tagesgeschäft“, sagt Dennis Bimber. Fotos: Schmalenbach

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