Eigentlich hatte Dirk Schmidt am Montagmorgen gleich um sieben mit seinem Team aufbrechen wollen.Maastricht war das Ziel, der Bus bestellt. Doch am Vorabend, es war der 7. Mai des Jahres, kam plötzlich seine Frau zu ihm, als er noch einige Büroarbeiten erledigte: „Wir müssen etwas machen! Die Bach, die steigt und steigt!“ Zunächst beruhigte Schmidt die Gemahlin, doch irgendwann wurde klar: Nicht nur der Betriebsausflug fällt buchstäblich ins Wasser – ganz Daaden wird von einem ungewöhnlichen Hochwasser heimgesucht, das nicht mehr nur aus Friedewälder und Daadenbach strömte, sondern ebenso verschiedene Hänge herablief. Binnen kurzer Zeit stand der 150 Quadratmeter große Keller unter der Metzgerei und dem Wohnhaus von Dirk Schmidt bis zur Decke randvoll unter Wasser. Ja, es sprudelte fontänenartig aus dessen Lichtschächten heraus!

Daaden am Abend des Unwetters: Hüttenweg oder Austraße waren nur noch per Boot befahrbar… Foto: Dörner

Ein ausgesprochen kräftiges Gewitter hatte die Kette der Zerstörung ausgelöst. Das Unwetter zog auch nach einiger Zeit nicht weiter, das Wasser kam aus allen Himmelsrichtungen. Die sonst kleinen Fließgewässer der Stadt förderten Geröll und Treibgut talwärts, Brücken und Durchlässe setzten sich zu, das Wasser staute sich deswegen zusätzlich.

Zahlreiche Wohn- und Geschäftsgebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen – so wie der Betrieb von Dirk Schmidt: Alle Kühlaggregate der Metzgerei befanden sich im Keller – und waren „von jetzt auf gleich“ wegen der Überflutung nicht mehr funktionstüchtig. „Ich habe also ab dem 8. Mai keine Kühlung mehr gehabt“, schildert Schmidt, was das Aus für jede handwerkliche Fleisch- und Wurstwarenproduktion bedeutet. Das Team, das doch in geselliger Runde nach Maastricht hatte fahren wollen, rettete stattdessen am Montagmorgen, was zu retten war, löste noch zwei komplette Rinder aus, die sich im Lager befanden. „Schinken oder Salami macht es nichts, wenn sie fünf Wochen länger liegen. Aber Fleischwurst, Aufschnitt et cetera würden ohne Kühlung schnell verderben“, erklärt der Fleisch-Sommelier. Darum beluden er und seine Mitarbeiter den kompletten Verkaufswagen der Metzgerei, und brachten die verpackten Lebensmittel als Spende zur Betzdorfer Tafel. Insgesamt fuhr er dreimal dorthin, damit wenigstens nicht alle noch absolut einwandfreien Lebensmittel mangels Kühlung verdarben, sondern verteilt und verzehrt werden konnten. Was bei der Tafel nicht unterzubringen war, wurde in zwei flugs ausgeliehene Kühlanhänger umgeräumt. „Dann hatte ich die Metzgerei auf zwei Kühlanhänger verteilt, auf vier mal zwei Meter geschrumpft“, schmunzelt Dirk Schmidt.

Dennoch: Fünf Wochen lang musste er schließen. Unabhängig davon, dass die Versicherung die sogenannten Elementarschäden wohl ersetzen wird: Der Umsatzausfall etwa durch nicht verkauftes Grillgut zu den jüngsten Feiertagen wird nie mehr auszugleichen sein. Darüber hinaus hat das Wasser, nachdem es von der Feuerwehr abgepumpt worden ist, beträchtlichen Schaden hinterlassen: alle Fliesen im Keller der Metzgerei mussten raus, der Estrich ebenso, sämtliche Wände sind abzuschleifen.

Nach den starken Regenfällen müssen viele Wege grundsaniert und auch die Gräben instand gesetzt werden.

Ob davon überhaupt alle im Keller stehenbleiben können, steht noch nicht endgültig fest. Auf den Keller wird Dirk Schmidt deshalb so oder so weitere drei Monate lang verzichten müssen. Zwei Container auf einem nahen Parkplatz dienen derweil als provisorisches Lager für Verpackungen oder Utensilien für den Partyservice und ebenso teilweise als Umkleide. „Das war alles im Keller“, sagt der Metzgermeister.

„Wir hatten keine Schürzen und Blusen für die Verkäuferinnen mehr, keine Hygienekleidung für die Männer – alles war unten im Keller. „Es fängt beim Holzbrett an. Es ist nichts mehr da! Stühle fürs nächste Grillseminar? Alles weg!“ „Weg“ war nach dem Unwetter auch so mancher Weg in und um Daaden: Gräben und Sickerflächen konnten so viel Wasser in so kurzer Zeit nicht aufnehmen und ableiten.

Neue Kühlaggregate hat Dirk Schmidt bereits – allerdings sind sie nicht mehr im Keller untergebracht. Per Wärmerückgewinnung wird deren Abwärme zum Heizen des Spülwassers genutzt.

Als Erstes hat Markus Köhler den Weg wieder freigelegt.