„Mein Bruno sitzt normalerweise da.“ Markus Jäger deutet auf den Beifahrersitz in seinem pfauroten „Volvo 540“. Weil er dort heute einen Reporter als Gast mitnimmt, musste Bruno weichen und fährt ausnahmsweise auf dem Bett in der Fahrerkabine mit. „Ich habe gestern zum Alexander (Anm. d. Red.: Gemeint ist Geschäftsführer Alexander Pfau) gesagt: ‚Jetzt kann ich mir den ganzen Vormittag das ‚Gebruddel‘ vom Bruno anhören, weil der sich beschwert, dass er nicht aus dem Fenster gucken kann“, lacht Jäger herzerfrischend.
Als der Lkw-Fahrer noch nicht mit seinem heutigen Kurzholzzug im Fernverkehr unterwegs war (siehe „Vom Praktikanten zum Fernfahrer“), sondern mit einem Kipper-Sattelauflieger im Münsterland Mist aus einer Biogasanlage als Dünger für einen landwirtschaftlichen Betrieb in Westhessen holte, gab es im Büro eines der Auftraggeber für den sympathischen Siegerländer des öfteren ein nettes Pläuschchen, eine Pause und frischen Kaffee. „Und die hatten da in dem Büro immer einen Bären als Maskottchen sitzen“, schildert Markus Jäger. Jedes Mal, wenn er die Räumlichkeiten betrat, sagte er zum Stofftier: „Na, heute fährst du mit, oder?“ „‚Nix‘, hat der Chef immer eingeworfen, ‚der bleibt hier‘“, erzählt der Fahrer. „Irgendwann ist der Bär bestimmt mir“, das sei wiederum seine Antwort gewesen. „Das war natürlich immer nur Spaß, aber bestimmt habe ich das vier-, fünfmal gesagt“, schmunzelt Markus Jäger.
Eines Tages ist der Pfau-Mitarbeiter abermals im Büro des Kunden. Wiederum wird ihm Kaffee angeboten. Es gibt sogar Plätzchen dazu, entsinnt er sich, „da die auch sehr zufrieden waren mit unserer Arbeit“. Plötzlich verlässt der Chef der Firma das Büro – angeblich, weil er irgendwelche Papiere vergessen habe. Es vergeht eine Weile, der Kaffee schmeckt, der Firmenchef kehrt zurück, ohne erkennbar irgendwelche Unterlagen geholt zu haben, daran erinnert sich Markus Jäger noch genau.
Als sich der Pfau-Fahrer verabschiedet, zu seinem Lkw zurückgeht, „sitzt der Bär da!“, entfährt es ihm. „Ich wieder rein: ‚Ich habe ein Problem. Da sitzt einer in meinem Auto.‘“ „Jetzt hast du deinen eigenen“, habe man ihm seinerzeit lachend erwidert.
„Da hatte der Chef doch seine Frau am Vortag losgeschickt, um so einen Bären zu besorgen, extra für mich!“, freut Markus Jäger sich noch heute über die nette Geste. „Seitdem ist der Bruno immer dabei.“ Immer auf dem Beifahrersitz des „Volvo 540“, Kilometer für Kilometer, den der Fernfahrer zurücklegt, um die Sägeindustrie mit dem von ihr so dringend benötigten, kostbaren Rohstoff zu versorgen.